MACH21 – Awarenesskonzept

Awarenesskonzept
MACH21 - Wuchtig-Fruchtig

Was ist Awareness?

to be aware = sich bewusst sein, sich informieren, für gesellschaftlich präsente strukturell diskriminierende Problematiken sensibilisiert sein

Awareness ist ein Konzept, welches sich mit dem respektvollen Miteinander in gesellschaftlichen Kontexten beschäftigt. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen, indem verletzendes und grenzüberschreitendes Verhalten und Diskriminierungen erkannt und benannt werden, um langfristig eine gesamtgesellschaftliche Veränderung zu erwirken.

Hierbei möchten wir als Ansprechpartner*innen für alle Besucher*innen zur Verfügung stehen, die sich unwohl fühlen, diskriminiert wurden, einen Übergriff oder Grenzüberschreitungen erlebt haben oder das Gefühl haben, einen Rückzugsort zu benötigen.


Wie arbeiten wir?

Wir stellen auf dem MACH21 – Wuchtig-Fruchtig stationäre Awarenessteams, welche während der gesamten Veranstaltung erreichbar sind.

Wir können aufgrund von Kapazitäten keine Transformative Arbeit, d.h. Aufarbeitung mit diskriminierenden und gewaltausübenden Personen leisten, aber bieten die Möglichkeit, uns über unsere E-Mailadresse zu kontaktieren, um nach der Veranstaltung Anlaufstellen etc. vermitteln zu können.
Außerdem haben wir eine Sammlung von Anlaufstellen in Halle und Leipzig für Betroffene, welche wir ebenfalls am Stand ausliegen haben und gerne teilen können.

Am Awarenessstand haben wir Infomaterial und stehen für allgemeine Fragen zum Thema Awareness gerne zur Verfügung, falls ihr Interesse habt euch darüber auszutauschen.

Warum Awareness auf der Veranstaltung?

Wir möchten dabei unterstützen, gemeinsam ein MACH21 – Wuchtig-Fruchtig zu gestalten, bei dem sich alle möglichst wohlfühlen können, insbesondere als erste MACH-Veranstaltung nach eineinhalb Jahren Pandemie. 

Wir als Team sind selbst nicht frei von eigenem diskriminierendem Verhalten. Wir sind und können nicht selbst von jeder Diskriminierungsform betroffen sein, doch gehen wir in der Awareness-Arbeit empathisch und unterstützend mit den Betroffenen vor. Die Definitionsmacht ist und bleibt bei den Betroffenen selbst. Wir versuchen, sie in ihrem Handeln und Entscheiden zu unterstützen und verfolgen dabei einen intersektionalen Ansatz. Uns ist wichtig, eigene Grenzen und die anderer zu respektieren.

Unser generelles Ziel ist es, Menschen auf diskriminierendes Verhalten zu sensibilisieren, Privilegien sichtbar zu machen und Diskriminierung zu minimieren.


Wie könnt ihr uns erreichen?

Wir als Awarenessteam sind auf dem WUK-Gelände links neben der Bühne im Hof zu finden. Am Freitag ist der Awarenessstand von 15:00 bis 24:00 Uhr besetzt und am Samstag von 12:00 bis 24:00 Uhr. Außerdem steht ein Rückzugsraum im WUK zur Verfügung.
Man erkennt uns an den rosafarbenen Armbinden.

Definitions- und Sanktionsmacht

Jede Person hat bestimmte persönliche Grenzen und diese sind immer berechtigt! Durch verschiedene persönliche Erfahrungen und Hintergründe nehmen wir alle Unterschiedliches als Verletzung unserer persönlichen Grenzen wahr. Seid euch bewusst, dass andere Personen Grenzverletzungen und Diskriminierungen wahrnehmen können, auch wenn ihr diese nicht seht!

Hat eine Person Gewalt, Übergriff(e) und/oder Diskriminierung erlebt, orientieren wir uns an der Sichtweise der betroffenen Person und nicht an der Sichtweise anderer. Das heißt, die Wirkung (wie hat sich ein Verhalten angefühlt) steht vor der Intention (wie war ein Verhalten gemeint). Die betroffene Person hat also die Definitionsmacht und wir sind und handeln dabei solidarisch parteilich mit ihr, auch wenn wir das Erlebte nicht genau so nachvollziehen können.

Als Awarenessteam behalten wir uns dabei die Sanktionsmacht gegenüber der Person vor, deren Verhalten oder Handeln als diskriminierend/gewaltausübend/übergriffig empfunden wurde. Dazu kann ein Ausschluss der Person vom Veranstaltungsgelände gehören.

Wir orientieren uns in unseren Sanktionen an den Wünschen und Vorstellungen der betroffenen Person und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden.


Pronomen und gegenderte Sprache

In unserer Gesellschaft beruht das Geschlecht einer Person auf der Annahme und Zuordnung von außen, wenn Menschen ihr Pronomen nicht mitgeteilt haben. Dabei kann es passieren, dass Personen mit dem für sie falschen Pronomen angesprochen werden. Dieses Verhalten nennt sich „Misgendern“ und kann für die betroffene Person sehr unangenehme oder schmerzhafte Gefühle hervorrufen. Wenn ihr neue Personen kennenlernt, könnt ihr diese nach Namen und Pronomen fragen. Wenn Namensschilder getragen werden, möchten wir euch bitten, neben den Namen auch das Pronomen zu schreiben. Wenn ihr euch unsicher seid, welches Pronomen ihr für eine Person verwenden könnt, dann könnt ihr das Pronomen einfach durch den Namen der Person ersetzen. Auf diese Weise kann eine verletzende/verunsichernde Grenzüberschreitung vorgebeugt werden.[1]

 

Oberkörper und Nacktheit

Wir wünschen uns, dass das MACH wuchtig fruchtig ein Ort wird, an dem wir uns mit Privilegien und Herrschaftsmechanismen auseinandersetzen. Es ist ein Privileg und ein Ausdruck von Herrschaft, wenn sich bestimmte Personengruppen – im Besonderen Cis*[2]-Männer – in der Öffentlichkeit oberkörperfrei zeigen können.

Deshalb möchten wir zunächst an dem Kompromiss festhalten, dass alle Menschen während der Veranstaltung ihre Oberkörper bekleiden.

Wir wünschen uns, dass die „Oben-mit-Debatte” Lernprozesse bei uns allen – besonders bei Cis*-Männern – anstößt und ein reger Austausch über Privilegien und wie damit umgegangen werden könnte, stattfindet.


Toiletten

Alle Toiletten sind Genderneutral, d.h. jede Person kann auf jede Toilette gehen. Wir kennzeichnen die Toiletten als Trennung zwischen Kabinen und Pissoirs. Eine barrierearme Toilette findet ihr im Hofeingang links, gegenüber der Bühne am anderen Ende des eingezäunten Bereichs

Wir bitten euch besonders im Bereich der sanitären Anlagen um einen umsichtigen und respektvollen Umgang miteinander. Bei erfahrenen oder beobachteten Grenzüberschreitungen könnt ihr die Awareness-Ansprechgruppe kontaktieren.


Rauchen, Alkohol und andere Drogen

Jeglicher Rauschmittelkonsum auf der Veranstaltung sollte vorsichtig und nach eigenem Ermessen geschehen. Wichtig ist hierbei vor allem, dass durch den Konsum keine anderen Personen beeinträchtigt, belästigt oder eingeschränkt werden. Falls eine Person merkt, dass sie nach dem Konsum von Rauschmitteln sich nicht wohlfühlt oder Hilfe benötigt, kann sich an das Awarenessteam bzw. die Sanitäter*innen gewandt werden.

Raucher*innen sind aufgefordert, einen mobilen Aschenbecher mitzubringen oder vorhandene Aschenbecher zu nutzen.


Foto und Film

Uns ist ein sensibler Umgang mit Video und Fotografie wichtig für eine vertrauensvolle Atmosphäre auf dem Gelände. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen weder gefilmt noch fotografiert werden wollen. Das bedeutet konkret: Wann immer ihr eure Video- oder Fotokamera zückt, müsst ihr alle Menschen, die auf den Bildern klar erkennbar sein werden, im Vorhinein informieren und um Erlaubnis bitten. Dies gilt ausdrücklich auch für die Presse. Wir bitten euch, andere Menschen freundlich auf den sensiblen Umgang mit Bildern hinzuweisen.

Fühlt ihr euch durch andere Teilnehmer*innen darin verletzt, kommt gerne zum Awarenessstand. Wir können nicht alle Eventualitäten absehen, wollen aber dafür Sorge tragen, dass sich keine Person mit einem Unwohlsein allein gelassen fühlt und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden.


Lust auf mehr kritische Auseinandersetzung?

Wenn ihr euch mehr Informationen wünscht oder mit Menschen zu dem Thema in einen Dialog treten wollt, dann könnt ihr euch am Awarenessstand einlesen und selbstständig Diskussionen anregen oder auf Awareness-Ansprechpersonen zugehen.



[1] Das Gendersternchen (*) hinter einem Wort möchte zeigen, dass das binäre Geschlechtersystem (männlich und weiblich) konstruiert ist und jegliche anderen Geschlechter stets eingeschlossen sind.

[2] „Cis” bezeichnet Personen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.